„ChatGPT kann Schüler schlauer machen“

KI als zeitsparender Impulsgeber: VLWN-Fortbildung mit Jürgen Drewes

 

KI ist längst branchenübergreifend Teil des beruflichen Alltags und nicht mehr wegzudenken. Mit KI lassen sich komplexe Prozesse beschleunigen, Ideen entwickeln, Routinen abarbeiten. Die Frage dabei ist nicht, wie man KI sinnvoll einsetzen kann. Sondern was muss man als Eingabe prompten muss, damit das bestmögliche Ergebnis herauskommt und damit verknüpft der messbare Mehrwert. Weil das mit dem Prompten eine Frage der Übung ist, hat Jürgen Drewes, Fortbilder und Medienpädagoge, als Referent der KI-Fortbildung des VLWN Ende September die Prompts professionell vorformuliert, um die Wirkweise des mächtigen Instruments ChatGPT erfahrbar zu machen.

Schon nach der ersten Übungsphase kamen die zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Staunen nicht mehr heraus. Teils bereits erprobte Anwender, teils jungfräulich mit ChatGPT konfrontiert, entwickelten die Berufsbildner Experimentierfreude, um herauszufinden, was die KI von Open AI kann, und kommentierten die Ergebnisse mit „Oh“ und „Ah“ und „tolle Idee, ist mir in den 20 Jahren als Lehrkraft noch gar nicht eingefallen“.

„ChatGPT kann so ziemlich alles. Vor allem aber kann das Tool Schülerinnen und Schüler schlauer machen, wenn denn der richtige Umgang gepaart mit Medienkompetenz vermittelt wird, und Lehrkräften den Alltag erleichtern“, sagte Drewes , der als ehemaliger Gymnasiallehrer und Medienpädagoge, über 30 Jahre Praxiserfahrung mitbringt und kurzweilig durch den Nachmittag jonglierte.

Mit ChatGPT lassen sich rasend schnell Texte schreiben, Arbeitsaufgaben erstellen, Unterrichtsreihen entwickeln, Tests und Klausuren vorbereiten, Protokolle automatisch erfassen und selbst Bilder generieren. Wer möchte, kann die KI so trainieren, dass sie den individuellen eigenen Schreibstil übernimmt. Dafür muss man nur ein paar selbstverfasste Texte hochladen, von denen die KI lernt.
„Schülerinnen und Schüler benutzen längst ChatGPT für alles Mögliche. Was ja auch gut ist, wenn sie das Wieso und Warum ihrer Vorgehensweise begründen können und das Ergebnis reflektieren und verifizieren. Weil das dann wichtige Lernprozesse sind. Was essenziell ist, sind klare und transparente Regeln im Umgang mit der KI und dass KI-generierte Inhalte als solche gekennzeichnet werden. Die KMK ist längst dran, neue Prüfformate zu entwickeln, da die klassischen schriftlichen Prüfungen der letzten Jahrzehnte mit Blick auf KI obsolet sind“, sagte Drewes.

Mit ChatGPT lassen sich selbst Klassenarbeiten und Hausaufgaben fachlich korrekt korrigieren. „Allerdings rate ich davon ab, weil das die originäre Aufgabe von uns Lehrkräften ist und wir uns darüber ein persönliches Bild über den individuellen Lernstand machen. Wenn wir hier KI nutzen, verlieren wir die Schülerinnen und Schüler aus dem Blick“, warnte Drewes. Hinzu komme, dass die KI den Eingabebefehlen folge. „Das geht so weit, dass eine gut korrigierte Arbeit samt schriftlicher Begründung für die Bewertung, die meinen Ansprüchen als ehemaliger Deutschlehrer gerecht werden, durch meine Intervention über Bord geworfen werden können. Ich muss nur prompten, dass mir die Bewertung zu kritisch sei und die 4- eher eine 1 sein soll, und schon macht die KI es“, betonte Drewes.

Da ChatGPT sich aus dem Internet speist, alles vorhandene Wissen systematisch nutzt, um daraus analog zur Eingabe ein Ergebnis zu liefern, Fehler nicht als Fehler erkennt, Falschaussagen, Ressentiments und Stereotypen ungefiltert mit heranzieht, ist der kritische Blick auf das Ergebnis wichtig. „Man muss der KI vertrauen, wie wir alle ja auch den Ansagen des Navi folgen. Um in dieser Analogie zu bleiben, sollte man aber nicht weiterfahren, wenn das Navi einen ins Flussbett lotst“, sagte Drewes.

Das Thema Datenschutz könnte sich für ChatGPT bald erledigt haben, weil Open AI in München einen Standort eröffnet hat und dann DSGVO-konform arbeitet. Schwierig ist und bleibt bei der KI-Nutzung der gigantische Stromverbrauch, der 2024 bei 515 TWh lag, das entspricht etwa dem Halbjahresverbrauch Japans – und exponentiell steigen wird. Ebenfalls problematisch ist, dass rund ein Dutzend Menschen darüber befinden, womit die KI trainiert wird. Darunter sind Exzentriker wie Elon Musk oder Xi Jinping.

„Was die Zukunft von ChatGPT betrifft, ist noch nicht ausgemacht, wohin die Reise des jetzigen Platzhirsches geht. Denn der Wettbewerb ist brutal und die Mittel sind alles andere als ehrenhaft. Da werden den Spitzenprogrammierern auch schon mal 100 Millionen Dollar Jahresgehalt angeboten, nur damit sie von einer Firma zur nächsten wechseln“, skizzierte Drewes die aktuelle Situation am Markt.

Zum Schluss der KI-Fortbildung gab Drewes noch einen kurzen Abriss zu weiteren KI-Tools neben ChatGPT wie „NotebookLM“ oder „Google Gemini“. Spannend! Pascal Ströhlein hat die Fortbildung für den VLWN geplant und koordiniert.
Stefan Schlutter

Diesen Beitrag teilen

Email
Drucken
Facebook
Twitter

Letzte Beiträge