Neues Netzwerkformat für bessere Bildung: VLWN, VDI und Wirtschaft bilden Speerspitze
Der Fachkräftemangel verschärft sich seit zwei Jahrzehnten immer weiter. Gleichsam schwindet das Interesse der jungen Generation signifikant, gerade im technischen und handwerklichen Umfeld eine Ausbildung zu machen. Was mit Blick auf den demografischen Wandel zum handfesten Problem erwächst. Um hier gezielt gegenzusteuern, haben VLWN, VDI und „Die Jungen Unternehmer“ schon vor über einem Jahr die Köpfe zusammengesteckt, mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik die Problemfelder analysiert und Handlungsstränge abgeleitet. Die Erkenntnis daraus: Netzwerke verzahnen, Synergien heben, miteinander ins Handeln kommen. So ist „Mit Technik die Zukunft rocken“ ein neues Netzwerkformat erwachsen, das Ende September im „Cavallo – der Alten Königlichen Reithalle“ in Hannover Premiere feierte.
Im Fokus stand diesmal das Thema Bildung. Genauer: Eine bessere Bildung. Sowohl in der basalen Tiefe als auch in der Schwerpunktsetzung. Wissen um Technik, Wirtschaft, Finanzen, aber auch Softskills müssen viel mehr und vor allen in neu gedachten Schulformaten vermittelt werden. Joachim Maiß, VLWN-Vorsitzender, brachte es in einer eingespielten MAZ auf den Punkt: „Um den Anforderungen der Wirtschaft und den Bedarfen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden, muss die berufliche Bildung völlig neu und in Anlehnung an die Alemannen-Schule in Wutöschingen gedacht und dann auch praktiziert werden. Da sind sich im Grunde alle für Bildung Verantwortliche einig. Endscheidend ist, dass man jetzt ins Handeln kommt.“
„Die Zeiten des Frontalunterrichts, wo eine Lehrkraft 30 Schülerinnen und Schüler zur gleichen Zeit das gleiche Wissen einzutrichtern versucht, stammt noch aus der Kaiserzeit und ist anachronistisch. Stattdessen brauchen wir individualisierte Lerneinheiten, die sich an den Bedarfen der einzelnen Schülerinnen und Schüler orientieren, und Lehrer zu Lernbegleitern werden“, sagt Ulf Jürgensen, Schulleiter der BBS Burgdorf und kooptiertes Mitglied des VLWN-Landesvorstandes, als Teilnehmer der Podiumsdiskussion. An der beteiligten sich unter anderem auch Prof. Dr. Josef von Helden (Präsident der Hochschule Hannover), der EU-Politiker Bernd Lange (SPD) sowie zwei junge Unternehmer, die eine klare Botschaft hatten: Statt immer nur zu diskutieren, einfach mal machen.
Um losgelöst von bürokratischen Hürden miteinander zu agieren, ist der permanente Austausch zwischen (Hoch-)Schule und Wirtschaft essenziell. Unternehmen können Lerninhalte beisteuern und Lehreinheiten übernehmen – ob in der Schule oder in mehr Praktika-Einheiten wird sich finden – und gemeinsame Praxis-Projekte initiieren. Weiterführende Schulen, BBS und Hochschulen müssen im offenen Dialog miteinander stehen, um flächendeckend erwachsende Defizite frühzeitig auszumachen und mit gezielten Angeboten hier gegenzusteuern. Um Ausbildung attraktiver zu machen, schlug Bernd Lange vor, die Möglichkeiten, die das europäische Erasmusprogramm bietet, zu implementieren. „Für drei Monate während der Ausbildung ins europäische Ausland gehen zu können, bereichert und ist ein Benefit, mit dem man locken kann“, sagte er.
Gastgeber des neuen Netzwerkformates waren Prof. Dr. Uwe Groth, Landesvorsitzender des VDI, und Felix Cordova-Lehmann, Geschäftsführer der Werbeagentur steindesign und stellvertretender Regionalvorsitzender der Jungen Unternehmer. Die Veranstaltung soll künftig einmal jährlich stattfinden. Bei der Premiere wurde erstmals auch der neu ins Leben gerufene „Zukunftspreis VDI Niedersachsen“, verliehen. Mit ihm wurde das Hannoveraner Startup „Wingfield GmbH“ ausgezeichnet, die KI-gestützte Kameras für Padel, Pickleball und Tennis zum ganzheitlichen Tracking der Matches entwickelt und damit international erfolgreich ist.


