Bertelsmann-Studie: Experten empfehlen radikalen Kurswechsel in der Bildung
Der rasante technologische Fortschritt und die daraus resultierenden tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen erzwingen geradezu, dass Schule komplett neu gedacht und entsprechend neu aufgesetzt wird. „Der Begriff ‚Berufsbildende Schule der Zukunft‘ ist nicht nur eine Vision, sondern eine Notwendigkeit, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden“, sagt Joachim Maiß, VLWN-Vorsitzender.
Nachdem der VLWN hier seit Jahren als Impulsgeber auch an der politischen Front aktiv ist, schlägt jetzt auch eine von der Bertelsmann-Stiftung initiierte Expertengruppe aus Bildungspolitik und Forschung unter der Leitung von Martina Diedrich und Professor Kai Maaz vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in die gleiche Kerbe.
Demnach soll die Schule der Zukunft anders ticken: persönlicher, kooperativer, kompetenzorientierter. Dazu haben die Experten konkrete Vorschläge erarbeitet, wie Schule Kinder und Jugendliche auf die Zukunft vorbereiten kann. Im Zentrum stehen individuelle Lernprozesse – und eine Prüfungskultur, die Entwicklung statt Defizite sichtbar macht.
Schule der Zukunft?
Die neun Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Lern- und Prüfungskultur fordern nicht weniger als einen Paradigmenwechsel – weg von einer Schule, die auf Selektion und Noten fokussiert ist, hin zu einer Bildungsinstitution, die individuelle Lernprozesse begleitet, Kooperation stärkt und Prüfungen als Lerngelegenheiten versteht.
Über ein Jahr lang entwickelten elf Vertreter:innen aus Bildungsministerien sowie Landesinstituten für Schule und Wissenschaft „eine gemeinsame Vision für eine veränderte Lern- und Prüfungskultur an Schulen“, wie es im Abschlussbericht heißt. Dabei erhielten sie punktuell Unterstützung von weiteren Fachleuten aus der Schulpraxis und der Wissenschaft.
Im Zentrum: Ein weites Bildungsverständnis. Bereits zu Beginn ihres Empfehlungspapiers erklären die Autorinnen und Autoren, dass Schule in ihrer bisherigen Form nicht mehr ausreicht, um Lernende für die Zukunft zu wappnen.
„In Anbetracht der Geschwindigkeit, mit der sich die Welt verändert […] muss die Schule Heranwachsende vor allem darauf vorbereiten, mit einer lebenslangen Unsicherheit bezüglich ihres eigenen Wissens umzugehen und sich eigenständig neue Wissensbestände zu erschließen“, so das gemeinschaftliche Statement.
Im Zentrum ihrer Empfehlungen steht daher ein erweitertes Bildungsverständnis. Neben sprachlicher und mathematischer Grundbildung geht es ebenso um überfachliche Kompetenzen, „im Sinne der Selbstregulation, Medien- und Digitalkompetenzen sowie demokratieerhaltender und -gestaltender Kompetenzen.“
Von Lehrerinnen und Lehrern sowie allen anderen „an Schule professionell Tätigen“ verlangen die Experten deshalb Verantwortung und Selbstverpflichtung. Die Anstrengungen in schulischer Bildung und Erziehung sollen sich „konsequent darauf ausrichten, Heranwachsenden den Erwerb der für die Transformation notwendigen Kompetenzen zu ermöglichen“. Dazu müssten Lehrkräfte sowie pädagogisch Verantwortliche durch ihre Ausbildung oder durch Fortbildungen befähigt werden. Zur Studie


